Rhombenporphyr


Das Geschiebe des Jahres 2024: Rhombenporphyr

Rhombenporphyr ist ein Lavagestein aus Südnorwegen, das rhombenförmige Feldspäte enthält.

Rhombenporphyr
Bild 1: Loser Stein, Ramnes-Caldera (Vestfold, Norwegen), Breite 10 cm
(Bild ohne Pfeile)

Diese Porphyre entstanden im Zuge einer langen Serie vulkanischer Eruptionen. Bereits der erste Lavastrom hinterließ vor 299 Millionen Jahren eine über 100 Meter mächtige Ablagerung mit einer Fläche von etwa 10 000 km2.
In den folgenden 20 Millionen Jahren folgten viele weitere Ergüsse dieser besonders fließfähigen Lava. Dabei überdeckte jeder neue Lavastrom die älteren Ablagerungen und so entstand nach und nach ein Stapel aus Lavadecken, der im Maximum über 2,5 Kilometer hoch wurde.

Rhombenporphyr
Bild 2: Geschiebe Nordjütland, Breite 7 cm
(Bild mit Pfeilen)

Die charakteristischen Rhomben sind Anorthoklase, also Feldspäte, die gleichzeitig Natrium, Kalium und Kalzium enthalten. Man nennt sie deshalb auch „ternäre Feldspäte“.

Die Bestimmung eines Geschiebes ist leicht, sofern Rhomben mit einer Länge von meist 1-2 cm in einer feinkörnigen oder dichten Grundmasse enthalten sein. Diese Rhomben sind in der Regel heller als die Grundmasse, die meist braun gefärbt ist, aber auch rot, violett, grau oder schwarz aussehen kann.
Die Menge der Feldspäte variiert stark, sodass sich ganz verschiedene Rhombenporphyre ergeben. Kaum ein Gestein sieht so vielfältig aus.

Eine besondere Untergruppe sind die Rektangelporphyre. Obwohl zu den Rhombenporphyren gehörend, sind ihre Feldspäte rechteckig. Schöne Varianten enthalten mehrere Zentimeter lange und besonders breite Rechtecke.

Rhombenporphyr
Bild 3: Nahgeschiebe von Filtvet, Breite 13 cm
Probe von der Hurum-Halbinsel in Norwegen, Sammlung H. Arildskov

Der Begriff „Rektangelporphyr“ sollte ausschließlich für diese speziellen Rhombenporphyre benutzt werden und nicht für andere Porphyre mit rechteckigen Feldspäten.

Leitgeschiebe

Rhombenporphyre sind idealtypische Leitgeschiebe. Sie kommen in Skandinavien nur im Oslograben vor und sind im Gelände auch ohne Hilfsmittel leicht zu erkennen. Außerdem sind sie das wahrscheinlich älteste beschriebene Leitgeschiebe, denn Leopold von Buch erwähnt die Rhombenporphyre bereits 1810 in seiner „Reise durch Norwegen und Lappland“.

Dazu kommt ihre Funktion als Anzeiger für andere südnorwegische Geschiebe. Bereits der Fund eines einzelnen Rhombenporphyrs zeigt, dass an dieser Stelle auch andere Gesteine des Oslograbens vorhanden sein können. Die Bedeutung der Rhombenporphyre für die Geschiebekunde kann daher nicht hoch genug geschätzt werden.

Trotz ihres scheinbar einfachen Gefüges müssen Rhombenporphyre sorgfältig bestimmt werden. Konglomerate und vulkanische Brekzien enthalten die gleichen Rhomben, sind aber andere Gesteine.
Rhombenporphyr-Konglomerate bestehen aus gerundeten Bruchstücken von Rhombenporphyr sowie sandig-feinkörnigem Material. Die einzelnen Klasten besitzen oft eine eigene Färbung und ihre runden Umrisse zeigen den sedimentären Charakter des ganzen Gesteins.

Rhombenporphyr
Bild 4: Rhombenporphyr-Konglomerat (Insel Store Sletter im Oslofjord)
Sammlung Dirk Pittermann

Ähnliches gilt für rundliche oder kantige Bruchstücke von Rhombenporphyr in einer feinkörnigen bis dichten Grundmasse, oft zusammen mit einzelnen Rhomben. Solche Gesteine entstehen, wenn ein Lavastrom Fragmente älterer Rhombenporphyre in sich aufnimmt. Das Ergebnis ist eine Lavastrombrekzie.

Rhombenporphyr
Bild 5: Lavastrombrekzie (Geschiebe aus Hohensaaten)
Foto: Marc Torbohm

Dazu kommen Lapilligesteine, die Bruchstücke von Rhombenporphyren enthalten. Da es im Oslograben auch explosiven rhyolithischen Vulkanismus gab, können spätere Vulkane vorhandene Rhombenporphyre aufgearbeitet und neu abgelagert haben.

Doppelgänger

Es gibt Syenite, die bei oberflächlicher Betrachtung einem Rhombenporphyr ähneln. Sie besitzen aber eine körnige Grundmasse und enthalten dazu oft kleine Granate. Diese rhombenführenden Syenite stammen sehr wahrscheinlich aus Småland, denn Proben vom Vaggeryd-Syenit bei Klevshult ähneln einem Teil dieser Syenite.

Doppelgänger - das ist kein Rhombenporphyr!
Bild 6: Rhombenführener Syenit (Geschiebe aus Dänemark)

Die wenigen Proben aus dem Anstehenden decken aber bei Weitem nicht das Spektrum der Geschiebefunde ab. Hier ist Forschung nötig, die von jedermann mit Interesse angegangen werden kann. Schon der Besuch von Kiesgruben in Småland könnte uns substanziell voranbringen.

Dieser Text ist nur eine Zusammenfassung. Weitere Varianten wie Rhombenporphyr-Mandelsteine, Rhombenporphyr als Ganggestein, Zwillinge und die stratigraphische Einordnung durch die norwegischen Geologen finden Sie in der ausführlichen Beschreibung auf kristallin.de.

Literatur:

Corfu B, Larsen B T, 2020: U-Pb systematics in volcanic and plutonic rocks of the Krokskogen area: Resolving a 40 million years long evolution in the Oslo Rift, Lithos 376–377

Holtedahl O. 1943: Studies on the igneous rock complex of the Oslo region, I. Some structural features of the district near Oslo, Dybwad 1943

Ramberg I. B., Bryhni I, Nottvedt A, Ragnes K, 2008. The Making of a Land - Geology of Norway, Norsk Geologisk Forening, Trondheim

Sundvoll B., Neumann E.-R., Larsen B.T., Tuen E. 1990: Age relations among Oslo rift magmatic rocks: implications for tectonic and magmatic modelling, Tectonophysics 178 (1990) 67-87, Elsevier

Vinx R. 2015: Gesteinsbestimmung im Gelände. 4. Auflage, Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg

 

Matthias Bräunlich, Januar 2024