Särna-Tinguait


Das kristalline Geschiebe des Jahres 2022: Särna-Tinguait

Tinguaite sind Ganggesteine, die zu einem Nephelinsyenit gehören. Beide bestehen aus Alkalifeldspat und Nephelin, wobei Tinguaite zusätzlich Ägirin enthalten.
Särna-Tinguaite stammen aus Mittelschweden. Die bei uns gefundenen Stücke sind meist klein. Das grünliche Gestein hat ein porphyrisches Gefüge mit Feldspäten und enthält kleine dunkle Ägirinnadeln. Särna-Tinguaite sind Leitgeschiebe, denn es gibt in Skandinavien kein zweites Vorkommen eines so auffälligen grünlichen Porphyrs. Manche Särna-Tinguaite haben eine blaugraue Färbung.

Bild 1: Särna-Tinguait (Bruchfläche)
Bild 2: Särna-Tinguait mit heller Verwitterungskruste

Oben: Tinguaite zerfallen leichter als andere Gesteine und bilden dabei eine helle Kruste.

Bei der Bestimmung eines Geschiebes sind die Ägirinnadeln entscheidend, die reichlich vorhanden sein müssen. Daneben findet man immer auch helle Feldspäte und manchmal Kalzit, der weiß aussieht und am kräftigen Schäumen unter Salzsäure leicht erkennbar ist.

Alle Tinguaite enthalten in ihrer Grundmasse Nephelin, der auch unter der Lupe kaum sichtbar ist. Nur in seltenen Fällen gibt es gut erkennbare Nephelinkristalle. Diese sehen dann hellgrau oder blass aus und bilden kleine Sechs- bzw. Rechtecke - abhängig von der Blickrichtung auf den Kristall.

Bild 3: Särna-Tinguait mit Nephelinkristallen
(Pflasterstein in Hamburg) (unbeschriftetes Bild)

Wenn man einen Tinguait mit Salzsäure prüft, löst sich Nephelin auf. Dann erkennt man auch, wie viel Nephelin in der Grundmasse enthalten war.
Im Särna-Tinguait kommt hin und wieder ein zweiter Feldspatvertreter vor: Cancrinit. Er kann gelblichbraun oder auch farblos aussehen und findet sich eher in den Tinguaiten ohne Nephelinkristalle. Die makroskopische Bestimmung ist schwierig. Unter Salzsäure gibt Cancrinit kleine Bläschen ab, jedoch viel weniger als Kalzit.

Herkunft:

Alle Geschiebe der Särna-Tinguaite stammen aus einem Gangschwarm bei Särna im schwedischen Dalarna. Dort steht westlich von Särna der Nephelinsyenit an und bildet zwei Berge, den Siksjöberget und den Ekorråsen. Von diesem Vorkommen gehen diverse Tinguaitgänge ab. Dazu gibt es weitere Gänge im Osten, ohne dass dort ein Vorkommen von Nephelinsyenit bekannt wäre. Vermutlich steckt es im Untergrund und nur die davon ausgehenden Gänge haben die Erdoberfläche erreicht.

Bild 4: Das Herkunftsgebiet der Särna-Tinguaite

Rot: Siksjöberget und Ekorråsen, Blau: Trygåsvallen (li.) und Rönnåsen (re.)
Die rote Schraffur deutet den nördlichen Teil des Streufächers an, in dem man Tinguaite findet.
Weiße Pfeile: Eistransport der letzten Eiszeit. Leere Pfeile: ältere Eistransporte nach Südwesten.
F = Fulufjället, T = Transtrandsfjällen.
(Karte neu gezeichnet nach Lundqvist 1997, Basiskarte: opentopomap.org)

Die ausführliche Beschreibung des Särna-Tinguaits finden Sie auf kristallin.de.

Literatur

  1. Hesemann J., 1975: Kristalline Geschiebe der nordischen Vereisungen
    Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen
  2. LUNDQVIST, J., 1997: The tinguaite boulder fan in northern Dalarna, Sweden and the Permo-Carboniferous rifting of Scandinavia. GFF, Vol. 119, pp. 123–126. ISSN 1103-5897
  3. LUNDQVIST, T., SVEDLUND, J. O. 2008: Provsamlingen i Älvdalens Nya Porfyrverk –
    geologiska beskrivningar, Sveriges geologiska undersökning, SGU-rapport 2008:1
  4. MARESCH, SCHERTL, MEDENBACH 2014: Gesteine. 2. Auflage, Schweizerbart Stuttgart
  5. TRÖGER, W. Ehrenreich: Spezielle Petrographie der Eruptivgesteine
    Nachdruck durch den Verlag der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, 1969
  6. VINX, R. 2015: Gesteinsbestimmung im Gelände. 4. Auflage, Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg

 

Matthias Bräunlich, Januar 2022

 

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